Geier kennen die meisten aus Western-Filmen oder Reportagen über Indien und Afrika. Aber auch bei uns in den Pyrenäen sind zahlreiche Geierarten zu Hause und vor allem der Gänsegeier kreist häufig über unserem Dorf und den Köpfen der Wanderer.
Gestern habe ich freudig die ersten Schmutzgeier dieses Jahres bei uns in Hecho am Himmel fliegen gesehen. Obwohl für die kommende Woche wieder Schnee angesagt ist, gibt es viele Zeichen, die den Frühling ankünden. Eines davon ist die Ankunft der Schmutzgeier, die im warmen Afrika den Winter verbracht haben. Dieses Ereignis gab mir den Anlass für diesen Beitrag über die verschiedenen Geierarten, die bei uns in den Pyrenäen leben.
Wandern in den spanischen Pyrenäen ist immer ein besonderes Erlebnis. Nicht nur die atemberaubende Landschaft beeindruckt den Reisenden. Auch die vielfältige Vegetation und vor allem die Fauna überraschen.
In den Pyrenäen haben zahlreiche Greifvögel ihr Zuhause. Die aasfressenden Geier sind wegen ihres eleganten Fluges, ihrer Größe und ihrer Essgewohnheiten sicherlich die spannendsten.
Bei uns in den Pyrenäen brüten vier Geierarten.
Am häufigsten zu beobachten ist der Gänsegeier. Diese riesigen Vögel kreisen während unserer Wanderungen oft über unseren Köpfen. Sie brüten in Kolonien an geschützten hohen Felswänden. Morgens nutzen sie thermische Aufwinde, die von den sonnengewärmten Berghängen aufwärts wehen, um zu grosser Höhe auf zu steigen. Dann fliegen sie über weitem Umfeld, um Kadaver zu suchen.
Der grösste aller Geier ist der Bartgeier, früher auch als Lämmergeier bekannt. Trotz seines Namens ist auch er ein Aasfresser und es wurde nie eine Angriff auf lebende Tiere wissenschaftlich dokumentiert. Anders als die Gänsegeier ernähren sie sich selten von Fleisch. Sie warten bis die Gänsegeier fertig mit dem Fressen sind und erst dann holen sie sich die Knochen der Kadaver. Sie fliegen über felsigen Untergrund und lassen die Knochen hinunter fallen. Beim Aufprall auf dem Boden zerstückeln sich die Knochen. Die Geier fliegen in Kreisen herrunter und essen die Knochenstücke.
Die Schmutzgeier sind, wie schon erwähnt, in den Pyrenäen nur im Sommer zuhause, sie überwintern in Afrika. Sie sind deutlich kleiner als die zwei obengennanten Geierarten und sind wegen ihrer weißen Farbe leicht zu erkennen. Sie scheuen sich wenig vor Menschen und sitzen oft in der Nähe von Dörfern z.B. auf Misthaufen auf einer Kuhweide.
Die Mönchsgeier sind seit 2007 in den Pyrenäen wieder ausgewildert worden. Im Jahr 2010 wurde das erste Kücken in freier Wildbahn geboren. Anders als Gänsegeier suchen sie ihre Nahrung im Tiefflug meistens allein. Auch anders als alle anderen obengenannten Geier bauen sie ihre Nester nicht an Felswänden sondern in Bäumen.
Während der Wanderungen, die ich für mehrere deutsche Reiseveranstalter führe lernen meine Gäste, die verschiedenen Geierarten im Flug zu erkennen, ihre Nester an den Felswänden zu entdecken und erfahren vieles über die Gewohnheiten dieser Vögel. Es ist ein besonderer Höhepunkt, hunderte wildlebende Geier beim Fressen an einer Futterstelle aus unmittelbarer Nähe zu beobachten und zu fotografieren.
Zum Schluss noch einen Überblick mit charakteristischen Merkmalen und Bildern von den vier Geierarten, die in den Pyrenäen vorkommen.
Gänsegeier (Gyps fulvus)
Gänsegeier – Foto von Alvaro de Andres (diepyrenäen.de)
Grösse 95-110 cm
Gewicht 6,2-8,5 kg
Spannweite 230-265 cm
Bartgeier (Gypaetus barbatus)
Bartgeier – Foto von Richard Bartz (Wikipedia)
Grösse 105-125 cm
Gewicht 5,2-6,3 kg
Spannweite 235-275 cm
Schmutzgeier (Neophron percnopteros)
Schmutzgeier – Foto von Kousik Nandy (Wikipedia)
Grösse 55-65 cm
Gewicht 1,6-2,2 kg
Spannweite 155-170 cm
Mönchsgeier (Aegypius monachus)
Mönchsgeier – Foto von Juan Lacruz (Wikipedia)
Grösse 100-115 cm
Gewicht 7-12,5 kg
Spannweite 250-285 cm